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Erde an Seilen
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Der Lernort Schulgarten

Das Klassenzimmer ist ein Raum der Konzentration, d. h. hier besteht die Möglichkeit, abgeschirmt von einem Großteil der Umgebungsreize die Kinder auf einen bestimmten Lerngegenstand zu fokussieren. Diese Art zu Lernen ist notwendig, aber sie nimmt Kanon der Lern-Settings, die für eine ganzheitliche, gesunde und optimale Entwicklung von Kindern erforderlich sind, nur einen vergleichsweise kleinen Raum ein. Zeitlich viel umfangreicher sollten Lern-Settings sein, die die Kinder mit der Komplexität ihrer natürlichen Umwelt in Kontakt bringen, die alle Sinne ebenso wie den Intellekt ansprechen, die dynamisch sind, die Bewegung herausfordern. Wissenschaftlich ist längst nachgewiesen: Eine gesunde Entwicklung ist nur im häufigen und intensiven Kontakt mit Natur möglich!

Was bedeutet das für das pädagogische Arbeiten im Schulgarten? Vielfach klagen Lehrer/innen darüber, dass die Kinder im Schulgarten nur sehr schwer zu disziplinieren und immer wieder „abgelenkt“ sind. Das liegt einerseits sicher daran, dass Schulkinder mit „Rausgehen“ immer „Freizeit“ verbinden, d. h. das institutionalisierte Lernen ist für sie untrennbar mit einem Innenraum verbunden. Dies ist aber eine Frage der Gewöhnung / Konditionierung. Und damit lässt sich schon als ein wesentliches erstes Prinzip einer Schulgarten-Didaktik formulieren:

Gehe so oft es geht mit den Kindern in den Schulgarten, damit sich die Schüler/innen an diesen Lernort gewöhnen. Abläufe und Regeln werden so eingeübt, und alle können sich besser auf die Unterrichtsinhalte konzentrieren!

Man muss sich aber auch die Frage stellen, wovon genau die Kinder „abgelenkt“ werden. Es gibt durchaus Aufmerksamkeit hemmende Ablenkung wie z. B. Straßenverkehr oder der Blick in die Klassenzimmer der anderen Klassen. Dies sind Aspekte, die man schon bei der Planung eines Schulgartens berücksichtigen sollte. Es gibt aber auch fördernde „Ablenkung“, wie z. B. reife Erdbeeren im Beet einer anderen Klasse, eine Hummel auf Kollisionskurs, oder ein Baumpilz, der sich an der Sitzgruppe im Grünen Klassenzimmer zu schaffen macht. Wenn Kinder solche Dinge bemerken, sind sie aufmerksam, sind ihre Sinne auf Beobachten, Entdecken, Forschen eingestimmt. Jede dieser „Ablenkungen“ ist im Grunde ein pädagogischer Glücksfall, denn wer diese Anlässe aufgreift, kann auf das Eigeninteresse der Kinder aufbauen, profitiert von der intrinsischen Motivation, die die Kinder antreibt, selbst Entdecktes zu hinterfragen.

Das bewusste und interessierte Wahrnehmen natürlicher Phänomene ist keine „Ablenkung“, sondern ein pädagogischer Anlass!

Gute Wissenschaft ist objektzentriert, d. h. die eigenen Interessen und (oft voreingenommenen) Thesen werden dem Forschungsobjekt untergeordnet. Die Frage ist nicht: Was will ich mit meinem Forschungsobjekt beweisen? Sondern: Was will mir mein Forschungsobjekt sagen? Übertragen auf den Schulgarten und den guten Schulgarten-Unterricht heißt das: Nicht das, was ich mir vorgenommen habe, den Kindern zu zeigen, hat Vorrang, sondern das, was die Kinder selbst entdecken. Dann kann ich ihnen auch zeigen, wie das mit dem „Forschen“ danach weitergeht: Am Anfang steht das Phänomen und seine Entdeckung, die neugierig machen. Daraus entstehen Fragen, die möglichst klar formuliert sein sollten. Dann erfolgt eine Recherche im großen Pool des schon bekannten Wissens. Im Schulgarten könnte dies das Stöbern in einem Bestimmungsbuch sein oder eine Recherche im Internet. Daraus ergeben sich u. U. neue Fragen oder die Idee zu einem „Forschungsprojekt“, sei es beobachtend, beschreibend oder experimentell. Ein solches Projekt kann eine Sache von Minuten sein (z. B. das Verhalten von Kellerasseln, die immer wieder ins Dunkle krabbeln, wenn man sie ins Helle holt), aber auch eine ganze Gartensaison andauern.

Schulgarten-Unterricht ist daher in weit geringerem Maße planbar als Unterricht im Klassenzimmer. Natürlich hat jede Lehrkraft ein Konzept, will bestimmte Projekte im Schulgarten umsetzen. Sie ist aber gut beraten, flexibel zu sein!

Der Schulgarten ist ein Ort für situatives, entdeckend-forschendes und erfahrungsbasiertes Lernen.

Für viele Lehrkräfte ist eine der entscheidenden Motivationen dafür, mit den Kindern in den Schulgarten zu gehen, dass dort nicht nur mit dem Kopf, sondern vor allem mit den Händen gearbeitet wird. Gärtnern ist ein uraltes Handwerk und eine universelle Kulturtechnik. An die Natur „Hand anlegen“ ist auch vom Standpunkt der Bildung für nachhaltige Entwicklung das Besondere am Schulgarten. In der klassischen Naturpädagogik steht die passive, sinnliche Naturerfahrung im Mittelpunkt. Im Schulgarten dagegen wird aktiv mit lebendiger Natur gestaltet. So erleben die Schüler unmittelbar Reaktionen der Natur auf Eingriffe und lernen so Naturgesetze durch eigenes Tun kennen, Ökologie und ökonomisches Nutzungsinteresse auszubalancieren. Lernen lässt sich das aber nur, wenn die Lehrkraft die Kinder entsprechend ihres Könnens- und Wissensstandes eigenverantwortlich entscheiden und arbeiten lässt, das Ergebnis in der Gruppe reflektiert und den Kindern ermöglicht, Fehler „wiedergutzumachen“.

Teilen Sie die „Misserfolge“ mit den Kindern! Die Kinder lernen, dass immer auch etwas schiefgehen kann. Sie lernen, Rückschläge zu verkraften und für Probleme im Team Lösungen zu finden. Auch wenn ich etwas nicht weiß, gebe ich die Frage an die Kinder weiter und wir suchen dann gemeinsam nach Antworten. Die Kinder erleben mich gleichzeitig in der Rolle als Autorität und als (Mit-)Lernende, und das erhöht sowohl ihren Respekt als auch ihre eigene Lernbereitschaft.

Die große Chance des Schulgartens ist das eigenverantwortliche gestalterische Arbeiten in und mit der Natur – inklusive Misserfolg und Raubbau. Entscheidend dabei sind die Reflexion und das Angebot einer zweiten Chance.

Diesen Bereich betreut E-Mail an Mathias Meßoll, PL. Letzte Änderung dieser Seite am 18. September 2015. ©1996-2022 Bildungsserver Rheinland-Pfalz