Unterrichtseinheit
Insbesondere in Schulgarten-AGen wird oft kein Unterricht im klassischen Sinne gemacht, in dem ein konkretes Thema bearbeitet wird. Stattdessen geht es um die Gestaltung und Pflege eines Gartens im Laufe der Jahreszeiten. Man schaut, was zu tun ist, entscheidet, was angebaut werden soll oder was man neu gestalten möchte und macht sich dann an die Planung und Umsetzung. Ein Garten ist kein Projekt, das abgeschlossen wird. Er ist ein Ort, der sich mit oder ohne uns ständig verändert, der durch Rhythmen und langfristige Entwicklungen geprägt ist. Er ist somit quasi ein „Lebens-Modell – eine Chance, die kaum ein anderer Lernort bietet, und die auch in einem Schulgarten-Unterricht, der unter einem bestimmten Thema steht, genutzt werden sollte.
Zum Beispiel: Auch wenn ich mir vorgenommen habe, mit den Kindern Kartoffeln anzubauen, kann ich mit ihnen im Frühjahr die Obstblüte beobachten und Holunderblüten-Sirup herstellen, das Kräuterbeet von Unkraut befreien, um Mittsommer Johanniskraut und Pfefferminze ernten, im Hochsommer eine Vogeltränke aufstellen und im Herbst den Kompost umsetzen. Dass der Garten viele Lern- und Arbeitsanlässe bietet, ist ist übrigens auch noch aus einem anderen Grund praktisch: Ich kann nicht alle Kinder gleichzeitig an einem Beet arbeiten lassen. Schulgarten-Unterricht ist daher fast immer Kleingruppen-Unterricht. Und ich brauche für jede Kleingruppe eine Tätigkeit, die sinnvoll und leicht selbstständig durchführbar ist!
Ein besonders großes Glück, weil am wenigsten planbar, ist es, wenn Tiere zu beobachten sind: Schmetterlinge, Libellen, Eichhörnchen oder sogar eine Eidechse oder ein Igel. Tierbeobachtungen sollten immer Vorrang haben vor allen Planungen! Kinder haben ein starkes intrinsisches Interesse an Tieren, d. h. wenn Sie im Schulgarten ein Tier live erleben, bekommen Sie die Lernmotivation gratis!
Dennoch geht man meistens mit einem bestimmten Plan in den Schulgarten. Ideal ist es natürlich, wenn die Kinder über das Unterrichtsthema mit entscheiden können. Es gibt aber auch „Lehrplan-Klassiker“ wie Kartoffeln oder Getreide, die nicht nur theoretisch, sondern eben auch ganz praktisch behandelt werden sollen. Unterrichtsmaterialien zu diesen Themen sind mannigfaltig vorhanden, in Schulbüchern ebenso wie von anderen Anbietern.
Zur Vorbereitung und Durchführung des praktischen Teils einer solchen Unterrichtseinheit im Schulgarten gilt es zu beachten,
- dass alle erforderlichen Materialien vorhanden sind,
- dass die einzelnen Arbeitsschritte nach jahreszeitlichen und gärtnerischen Erfordernissen geplant werden,
- dass genügend zeitliche Flexibilität für die Umsetzung vorhanden ist,
- dass ich einen „Plan B“ habe für den Fall, dass mir die Natur einen Strich durch die Rechnung macht.
Zeitplanung
Insbesondere das Prinzip der Flexibilität ist entscheidend: Wenn ich eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern nur einmal in der Woche habe, muss ich damit rechnen, dass es ausgerechnet dann regnet, der Boden zu nass oder zu trocken zum Bearbeiten ist, die Pflanzen noch nicht soweit sind, um mit dem nächsten Arbeitsschritt zu beginnen etc. Dann verschiebt sich das Ganze gleich um eine Woche! Ich sollte also grundsätzlich so planen, dass die Hälfte der zur Verfügung stehenden Stunden ausreichen würde, um mein Unterrichtsthema zu bearbeiten – inklusive der einleitenden und abschließenden Stunden (s. u.). Klappt dann doch alles wie geplant, stehen mir die restlichen Stunden zur Verfügung, um im Garten andere Dinge zu tun (s. o.). Schließlich kann es noch sein, dass Pflanzen nicht angehen, von Schnecken aufgefressen werden oder eine Kultur aus anderen Gründen nicht funktioniert. Dann sollte ich immer eine Alternative im Kopf haben bzw. mit den Schüler/innen zusammen eine solche entwickeln.
Geräte-Ausstattung
In jeder Saison gibt es Arbeiten, die dann vermehrt anfallen, z. B. im Herbst Laub rechen, im Winter Zweige schneiden. Dann wollen natürlich immer alle SuS einer Gruppe gleichzeitig mit dem Laubbesen oder der Gartenschere arbeiten. Auch wenn für den Garten im Grunde ein Laubrechen ausreichen würde: Es lohnt sich, ein paar davon anzuschaffen, damit immer mehrere SuS mit dem Gerät arbeiten können.
Es empfiehlt sich, hochwertige Gartengeräte anzuschaffen. Der Kauf von Billigware rächt sich sehr schnell, denn Kinder und Jugendliche arbeiten mit viel Elan und all der Kraft, die sie aufbringen können. Und das ist schon bei Siebenjährigen eine ganze Menge! Nehmen Sie keine Kinder-Geräte, sondern Gartengeräte für Erwachsene. Erstens sind sie robuster, zweitens wollen Kinder mit den Werkzeugen Erwachsener arbeiten, nicht mit Spielgeräten! Mit „echten“ Geräten gehen sie mit einem ganz anderen Ernst an die Sache.
Arbeitsgelegenheiten im Garten
Schon bei der Planung des Schulgartens ist es wichtig daran zu denken, dass es für den Schulgarten-Unterricht ausreichend Arbeitsgelegenheiten geben muss wie z. B. eine Hecke, Stauden- und Kräuterbeete und einen großen Kompostplatz mit großem „Aktionsradius“. Wenn Sie einen kleinen Schulgarten haben, suchen Sie im Schulgelände Ecken, in denen gearbeitet werden kann: Pflanzenkübel, „Abstandsgrün“ etc. brauchen auch Pflege!
Anfang und Abschluss einer Unterrichtseinheit
Die Eltern sollten auf die neue Unterrichtsform hingewiesen werden. Nicht selten kommen Schüler/innen in ungeeigneten Schuhen / Kleidungsstücken zur Gartenarbeit. Bei der Wahl der Entschuldigungen für das angebliche „Nicht-Mitarbeiten-können“ sind die Schüler*innen mitunter sehr kreativ. Auch die Zumutungen durch unterschiedliche Witterungsbedingungen sollten im Vorfeld geregelt werden. Was zu kalt, zu nass oder zu heiß zum Arbeiten ist, wird von Schüler*innen (und Eltern!) sehr unterschiedlich gesehen!
Die erste Unterrichtsstunde sollte dazu genutzt werden, Regeln zu klären und die Kindern mit dem Garten und seiner Infrastruktur vertraut zu machen. Dann brauchen Sie später nicht immer wieder z. B. mitzugehen, wenn eine Kleingruppe Handschuhe und Handhacken für ihre Arbeit holen oder die Wasserpumpe angeschaltet werden soll. Je besser sich die Kinder im Garten auskennen, desto weniger Unterbrechungen wird es später im Unterrichtsablauf geben.
Wenn Sie für Ihre Unterrichtseinheit eine bestimmte Fläche, z. B. ein Beet, nutzen, sind Sie und die Lerngruppe, mit der Sie arbeiten, auch dafür verantwortlich, dass diese Fläche in einem angemessenen Zustand den „Pflege-Nachfolgern“ übergeben wird. Wurden einjährige Pflanzen kultiviert, muss die Fläche abgeräumt, der Boden gelockert, von Unkraut befreit und ggf. mit Kompost angereichert werden. Anschließend wird, wenn sich die Nachnutzung nicht unmittelbar anschließt, das Beet entweder dick gemulcht oder eine Gründüngung gesät.
Jede Gartensaison sollte außerdem einen würdigen Abschluss haben, bei dem sich die Gruppen gegenseitig ihre Erfolge zeigen, Lob und Kritik äußern, Verbesserungsvorschläge für die nächste Saison machen, Geerntetes präsentiert und gegessen wird, die Helfer*innen belohnt werden etc. Wird der Schulgarten an eine neue Klasse übergeben, sollte auch dem Abschied vom Garten und der Übergabe genügend Zeit eingeräumt werden.
Die/der Schulgartenbeauftragte sollte „Schulgarten-Jahrbücher“ führen, in denen festgehalten wird, wann was auf welchem Beet kultiviert wurde, damit keine Fruchtfolge-Fehler gemacht werden.
Diese einleitenden und abschließenden Arbeitsschritte sollten von vornherein in die Unterrichtseinheit eingeplant werden.