Unterrichtsstunde
Da für den Schulgarten-Unterricht viel Zeit für das Zurücklegen von Wegen, das Bereitstellen von Geräten und Material und nicht zu vergessen das Aufräumen und Säubern von Geräten, Händen und Kleidung benötigt wird, ist es sinnvoll, für eine Schulgarten-Stunde immer mindestens eine Zeitstunde einzuplanen, besser eine Doppelstunde.
Für einen reibungsarmen Stundenablauf ist eine ordentliche Material- und Werkzeugaufbewahrung eine wichtige Voraussetzung. Nichts geht über ein gut aufgeräumtes Gartenhäuschen, in dem Geräte nummeriert und die Geräteaufbewahrungen beschriftet sind. Die Schülerinnen und Schüler sollten die Geräte selbstständig aus dem Geräteraum holen können, ohne dass die Lehrkraft dabei sein muss.
Konzentriert und koordiniert am Beet arbeiten können immer nur vier bis sechs Schüler/innen gleichzeitig – das hängt natürlich auch von der Größe des Beetes ab. Alle anderen Kinder müssen in dieser Zeit aber ebenfalls eine sinnvolle Beschäftigung haben. Daher nimmt im Schulgarten-Unterricht die Kleingruppen-Arbeit einen großen Raum ein.
Einstieg
Die Einstimmung auf den Schulgarten gewährleistet nicht nur, dass man strukturiert arbeiten kann, sondern erhöht auch den Erlebniswert für die Kinder. Die Gruppen sollten sich noch im Klassenraum finden und ihre Aufgabenstellung selbstständig formulieren. Und dann wird gecheckt:
- Haben wir die richtige Kleidung an?
- Ist das Material (Geräte, Protokolle, Schreibzeug, Samen etc.) bereit?
Auf dem Weg in den Garten stimmen wir uns auf das Arbeiten mit der Natur ein. Wir werden achtsam und offen für Sinnesreize (Jahreszeit, Wetter, Pflanzen am Wegrand, Tiere etc.). Wir nehmen Rücksicht, z. B. auf andere Schülerinnen und Schüler im Gebäude. Wir achten auf Sicherheit, z. B. beim Gerätetransport oder im Verkehr auf dem Weg zum Garten.
Wenn wir dann im Garten angekommen sind, gibt es erst einmal ein festes Begrüßungsritual (z. B. werden die Betreuer*innen begrüßt, der Garten, die Jahreszeit, die Vögel …). Es hat sich bewährt, dann erst noch einmal ein paar Beobachtungsminuten mit allen Kindern einzuschieben, in denen sie zusammentragen, was sich im Garten seit dem letzten Mal verändert hat. Erst dann werden die Gruppen und deren Aufgaben bestätigt und Letztere ggf. geändert, wenn das aufgrund der vorgefundenen Situation notwendig ist. Durch diese hinführende Konzentration arbeiten die Kinder in der Gruppenarbeits-Phase sehr eigenständig und selbstverantwortlich, so dass sich die Lehrkraft dann viel entspannter jeweils derjenigen Gruppe widmen kann, die Hilfestellung braucht.
Arbeitsphasen und Pausen
Hat man genügend Zeit, z. B. in einer Doppelstunde, können zwei Arbeitsphasen geplant werden, zwischen denen eine kleine Pause liegt (z. B. wird die Frühstückspause in den Garten verlegt, die dann ggf. gleich mit frisch geernteten Gartenprodukten bereichert werden kann), nach der die Gruppen ihre Arbeitsstationen wechseln. Die Dauer der Arbeitsgruppenphasen hängt nicht nur davon ab, wie lange man Zeit für den Schulgarten-Unterricht hat, sondern auch vom Alter der Kinder bzw. der gruppenspezifischen Dauer ihrer Konzentrationsfähigkeit. Gerade im Umgang mit potenziell gefährlichen Werkzeugen wie Gartenscheren, Harken, Handhacken oder Grabgabeln sollte nicht so lange mit dem Gruppenwechsel gewartet werden, bis die Kinder das Interesse an ihrer Arbeit allmählich verlieren, „übermütig“ werden und entdecken, dass der Stiel eines Rechens auch ein prima Laserschwert abgibt. Immerhin müssen die meisten Kinder in ihren Kleingruppen selbstständig arbeiten. Ein guter Richtwert für die Dauer einer Arbeitsphase sind 15 Minuten für eine Arbeitsphase bei jungen Schülern, bis zu 30 Minuten bei älteren Kindern.
Arbeit in Kleingruppen
Kleingruppen arbeiten im Schulgarten oft eigenverantwortlich, weil nicht für alle Kleingruppen Betreuungspersonen da sind. Ältere Schüler/innen (etwa ab Klasse 4) können im Rahmen der Schulgarten-Arbeit lernen, wie man systematisch eine überschaubare Aufgabe bearbeitet. Beispiele für Kleingruppen-Arbeiten finden Sie hier.
Besonders verlässliche Schüler/innen können zu „Gruppen-Chefs“ ernannt werden, die innerhalb der Kleingruppe eine Führungsrolle übernehmen. Die Kompetenzen dieser Gruppen-Chefs sollten vorher in der Klasse gemeinsam besprochen und von den Kindern einstimmig beschlossen werden – denn selbst auferlegte Regeln werden am ehesten akzeptiert, und die/der Gruppen-Chef/in wird dann nicht von den anderen Kindern als „Handlanger“ der Lehrkraft diskreditiert.
Der Arbeitsablauf in der Kleingruppe kann so eingeübt werden, dass das Team selbstständig folgende Schritte absolviert:
- Protokollieren des Ist-Zustands (Foto, Messung, Protokoll...)
- Zielvorgabe (was soll heute geschehen?)
- Aufgabenverteilung innerhalb der Gruppe (Werkzeug, Material...)
- Praktische Gruppenarbeit an den Beeten (bzw. den Projekten)
- Aufräumen (Schuhe und Geräte säubern und verstauen, Wege kehren...)
- Dokumentation der heute geschafften Arbeit
- Aufgabenstellung für nächstes Mal formulieren (was wird ggf. anstehen?
- Eigene Hausaufgaben stellen (Nacharbeiten von heute, Vorbereiten für nächstes Mal)
Nicht alle Kleingruppen-Arbeiten im Schulgarten müssen derart strukturiert und reflektiert durchgeführt werden. Gerade wenn man als Lehrkraft alleine mit einer Gruppe kleinerer Kinder im Schulgarten ist, muss man auch einfache Arbeiten verteilen können, die nur eine kurze Einführung erfordern und von den Kindern selbstständig erledigt werden können. „Einfach“ heißt dabei aber nicht „von geringem pädagogischen Nutzen“.
Wenn wir Erwachsenen arbeiten, wollen wir dabei möglichst effizient sein. Im Schulgarten muss man manchmal genau das Gegenteil tun: Statt eine Fuhre Kompost allein mit der Schubkarre in einer Minute zum Ziel zu transportieren, verteilt man sieben kleine Eimer an eine Gruppe Kinder, die für das gleiche Ergebnis zehn Minuten brauchen. Oder man lässt mit vielen kleinen Gießkannen statt mit einem Schlauch gießen. Gerade bei kleineren Kindern ist ein „Buddelbeet“ empfehlenswert, also ein Bereich, in dem Kinder einfach immer Erde, Steine & Co. heute von hier nach dort und morgen von dort nach hier bewegen können. Wir mögen zwar den Eindruck haben, dass dies keine sinnvolle Tätigkeit ist, für die Kinder ist es das aber, denn sie persönlich erzielen ja hier und jetzt ein Ergebnis.
Abschluss
Auch dem Ende der Gartenstunde sollte genügend Zeit eingeräumt werden. Nach dem Aufräumen sollte jede Gruppe Gelegenheit haben, ihre Arbeit zu präsentieren (Was haben wir gemacht? Warum?) und Erwartungen zu formulieren (Was sollte wachsen, reifen? etc.). Schließlich dient der Abschluss dazu, für das nächste Mal schon neue Aufgabenstellungen zu notieren: Was haben wir vor? Warum? Was müssen wir dazu vorbereiten? Das erleichtert dann die Einführungsphase beim nächsten Mal, und so zieht sich ein „Grüner Faden“ durch die Woche bis zum nächsten Treffen.